Dossier Mythen vs . Fakten
Die heimische Landwirtschaft ist eine der wichtigsten Säulen unserer Gesellschaft. Sie versorgt uns mit hochwertigen Nahrungsmitteln, sichert Arbeitsplätze in ländlichen Regionen und trägt zur Erhaltung unserer Umwelt bei. Angesichts der zahlreichen Herausforderungen, denen sich unsere Bauern täglich stellen, ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Politik auf wissenschaftliche Erkenntnisse hört und die notwendigen Schritte unternimmt, wie zum Beispiel die Schaffung realistischer Marktrahmenbedingungen, um eine ökologische, ökonomische und sozial nachhaltige und zukunftsfähige Landwirtschaft zu fördern.
Für die Landwirte ist es beunruhigend zu sehen, wie politische Entscheidungen oft im Widerspruch zu diesen Erkenntnissen stehen. Deshalb haben wir hier eine erste Auflistung der drängendsten richtig zu stellenden Mythen und Fakenews zusammengestellt und fordern Politiker wie Medienvertreter eindringlich auf, diese zu überprüfen, die Quellen nach zu recherchieren und Ihre eigenen Schlüsse daraus zu ziehen.
Des Weiteren appellieren wir an sie, Ihre Unterstützung zu zeigen, indem Sie mittlerweile gängiges Narrativ, das dazu dient unseren Berufsstand in Misskredit zu bringen, nicht weiter verbreiten, sondern öffentlich Richtigstellungen zu betreiben!
Themenübersicht:
- Glyphosat
- Methan und die „Klimakillerin Kuh“
- „Teller oder Trog“
- Die Landwirtschaft tut nichts fürs Klima
- Insektensterben
- Der Wasser-Mythos
1) Glyphosat
Mythos: Narrativ: „Glyphosat verursacht Krebs, ist giftig, gefährdet die Gesundheit von Mensch und Tier und belastet unsere Gewässer!“
Fakten: „Die EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) hat in ihrem Peer-Review der Risikobewertung des Wirkstoffs Glyphosat keine kritischen Problembereiche ermittelt, die in Bezug auf das von ihm ausgehende Risiko für Mensch und Tier oder die Umwelt Anlass zu Bedenken geben.“
Die EFSA hat zusammen mit den Mitgliedstaaten der EU eine Risikobewertung und dessen Peer-Review für den Wirkstoff Glyphosat durchgeführt.
Es handelt sich um die umfassendste und transparenteste Bewertung eines Pestizids, die die EFSA und die EU-Mitgliedstaaten je durchgeführt haben. Dabei wurden Tausende von Studien zur Gesundheit von Mensch und Tier sowie zur Umwelt berücksichtigt und Dutzende von Wissenschaftlern der EFSA und nationaler Behörden in ganz Europa einbezogen. Entwürfe von Dokumenten im Zusammenhang mit der Risikobewertung wurden in verschiedenen Phasen des Verfahrens öffentlich zugänglich gemacht.
Die Schlussfolgerungen wurden Ende Juli 2023 und die Hintergrunddokumente, die mehrere Tausend Seiten umfassen, werden voraussichtlich zwischen Ende August und Mitte Oktober 2023 veröffentlicht.
https://www.efsa.europa.eu/en/efsajournal/pub/8164
https://efsa.onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.2903/j.efsa.2023.8164
https://www.efsa.europa.eu/de/news/glyphosate-no-critical-areas-concern-data-gaps-identified
https://www.efsa.europa.eu/sites/default/files/2023-08/glyphosate-factsheet-de.pdf
https://www.agrarheute.com/politik/neues-glyphosat-steckt-wirklich-studie-610854
In der Studie bei der vor Jahren Glyphosatrückstände in Gewässern nachgewiesen wurden, wurde nicht nur auf Glyphosat hin untersucht. Auch AMPA (Aminomethylphosphonsäure) wurde gefunden. Dazu muss man wissen, dass AMPA ein Abbau-Produkt von Glyphosat ist. Das führte zu der Aussage, dass in elf von zwölf Ländern Glyphosat-Rückstände nachgewiesen wurden. Aber nur in drei der 23 Gewässer sind relevante Dosen von Glyphosat gefunden worden. AMPA hingegen tauchte häufiger auf. Die Schlussfolgerung ist, es handele sich überall um Glyphosat. Allerdings kann AMPA auch aus anderen Quellen stammen, etwa aus Waschmitteln.
2) Methan und die „Klimakillerin Kuh“
Mythos: Narrativ: „Weniger tierische Produkte für’s Klima!“
Fakten: „Der Weltklimabericht kommt in seiner neuen Ausgabe zu dem Schluss, dass die Methanemissionen überbewertet sind. Sie seien drei- bis viermal zu hoch angesetzt worden.
Man könnte von einem Taschenspielertrick sprechen, aber das ist er nicht. Die Kalkulationen stehen im Weltklimabericht, den man als unverdächtig gegenüber Schönfärbereien oder Greenwashing bezeichnen darf. Im Grunde geht es dabei um die Frage, welchen Einfluss das bei Rindern entstehende Methan im Vergleich zu Kohlendioxid auf die Klimaerwärmung hat. Und die Antwort des Berichts lautet: eine deutlich geringere als bisher angenommen.“
www.ipcc.ch/report/sixth-assessment-report-working-group-i/
https://www.landundforst.de/landwirtschaft/tier/klimakiller-kuh-dran-566924
https://www.dialog-rindundschwein.de/brs-news/methan-mythos-warum-rinder-keine-klimakiller- sind.html
3) Die „Teller oder Trog“ – Debatte
Mythos: Narrativ: „Lebensmittel werden an Tiere verfüttert, ohne Nutztiere blieben mehr Lebensmittel für den Menschen“
Fakten: Diese These ist bereits seit Jahren widerlegt, ausführlich von der FAO, der Welternährungsorganisation!
Die FAO geht sogar noch weiter. In ihrer Studie erklärt sie ausführlich, warum die Welt und die Zukunft der Welternährung auf die Tierhaltung und die Kreislaufwirtschaft angewiesen ist.
https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S2211912416300013
Zusammenfassung: https://www.fokus-fleisch.de/teller-oder-trog-wie-sieht-es-aus-mit-futtermitteln
Zitate aus der Studie: https://www.instagram.com/p/CdaLJiGKy8V/?igshid=NTc4MTIwNjQ2YQ==
Zitate der Autoren der Studie: https://www.instagram.com/p/CdaLJiGKy8V/?igshid=NTc4MTIwNjQ2YQ==
Eine weitere wichtige Quelle: Die Dublin Deklaration der Wissenschaftler zur gesellschaftlichen Rolle der Nutztierhaltung: https://www.dublin-declaration.org/de/
4) Landwirtschaft tut nichts fürs Klima
Mythos: Narrativ: Landwirtschaft schadet dem Klima
Fakten: „Die Landwirtschaft hat das Sektorziel zur Emissionsminderung nach dem Klimaschutzgesetz 2020 voll erfüllt. Das geht aus Emissionsdaten des Umweltbundesamtes (UBA) hervor, die am 16.03.23 erstmals nach den Vorgaben des Bundesklimaschutzgesetzes vorgelegt wurden.“
Neben den landwirtschaftlichen Emissionen berichtet das Umweltbundesamt auch über die Speicherung von Kohlenstoff (Treibhausgas-Senkenfunktion) durch Landnutzung, Landnutzungsänderungen und Forstwirtschaft (LULUCF). Dieser Sektor war 2020 eine Nettosenke mit 16,5 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten. Sie hat sich im Vergleich zum Vorjahr leicht vergrößert.
Die Landwirtschaft senkt die Emissionen seit vielen Jahren kontinuierlich. Und das obwohl ein wichtiger Betriebszweig – die Biogasbetriebe – dem Energiesektor gut gerechnet werden.
Obwohl Landwirte aktiven Klimaschutz betreiben, und ihre Ziele sogar übertreffen und gleichzeitig hochwertige Lebensmittel erzeugen, werden diese Bemühungen nicht honoriert.
Im Gegenteil, es ist sogar in der Diskussion, dass die Landwirtschaft noch andere Sektoren – welche ihre Ziele nicht erreichen (Verkehr, Gebäude…) auffangen soll.
https://www.bauernverband.de/themendossiers/klimaschutz/themendossier/treibhausgasemissionen-aus-der-landwirtschaft
5) Insektensterben
Mythos: Narrativ: „Hauptverursacher für das Insektensterben ist die industrielle Landwirtschaft und der Einsatz von Pestiziden. Das belegt die sogenannte Krefeldstudie!“
Fakten: nicht nur ein Mal wurde die Krefeld-„Studie“ zur Unstatistik des Monats gekürt und anhand anderer Studien widerlegt.
https://www.mpib-berlin.mpg.de/unstatistik-insektensterben-geht-weiter
Gemeinsam mit dem RWI-Vizepräsidenten Thomas Bauer (RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung) und dem Dortmunder Statistiker Walter Krämer (TU Dortmund) hat der Berliner Psychologe Gerd Gigerenzer, Direktor am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, im Jahr 2012 die Aktion „Unstatistik des Monats“ ins Leben gerufen. Mit dieser Maßnahme hinterfragen die Wissenschaftler jeden Monat sowohl jüngst publizierte Zahlen als auch deren Interpretationen.
Veröffentlichung vom 27. Oktober 2017:
„Die Unstatistik des Monats Oktober dreht sich erneut um Meldungen zur stark abnehmenden Zahl von Insekten in Deutschland.
Die Unstatistik des Monats Oktober ist eine Fortsetzung der Unstatistik aus dem August 2017. Damals hatten verschiedene Medien gemeldet, dass 80 Prozent der Insekten in Deutschland verschwunden seien: In zwei Fallen in einem Naturschutzgebiet nahe Krefeld hatte man 1989 etwas mehr als ein Kilo Flug-Insekten gefangen, 2013, also 24 Jahre später, 80 Prozent weniger. Natürlich darf man aus einer lokalen Stichprobe vom Umfang zwei keine Schlüsse auf ganz Deutschland ziehen (siehe die Unstatistik August 2017).
Im Oktober ging dieses Thema aufgrund einer größeren Stichprobe nochmals durch die Medien (unter anderem im Tagesspiegel, im Deutschlandfunk, in der Welt und in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung). Dort wird über eine Studie berichtet, die auf Daten von 63 Insektenfallen zurückgreift, die der Krefelder Verein zwischen 1989 bis 2016 aufgestellt hatte. Nach diesen 27 Jahren hatte man 76 Prozent weniger Insekten-Biomasse in den Fallen. Jedoch war keine einzige dieser 63 Fallen über den gesamten Zeitraum an einem Ort aufgestellt. Stattdessen – wie die Autoren der Studie selbstkritisch anmerken – wechselten viele Standorte von Jahr zu Jahr. An den meisten Standorten wurde keine einzige Wiederholungsmessung durchgeführt.
Genauso wichtig für die Bewertung der „76 Prozent“ ist aber auch ein allgemeines Prinzip des kritischen Denkens: Jede berichtete Abnahme zwischen zwei Zeitpunkten hängt davon ab, welchen Anfangszeitpunkt man wählt. Dies gilt besonders bei drastisch schwankenden Werten, wie bei Börsenkursen und Biomassen von Insekten. Hätte man das Jahr 1991 statt 1989 als Anfangspunkt gewählt, dann wären es statt 76 Prozent weniger Insekten nur etwa 30 Prozent weniger gewesen. Das ist immer noch ein Anlass zum Nachdenken über die Ursachen – eine Frage, worauf die Studie keine Antwort findet. Es ist aber auch ein Anlass darüber nachzudenken, warum man immer wieder versucht, uns mit möglichst erschreckenden Zahlen Panik zu machen.“
6) Der Wasser-Mythos:
Mythos: Narrativ: „Ein Kilo Rindfleisch verbraucht 15.000 Liter Wasser.“
Fakten: Bei dieser Behauptung handelt es sich um virtuelles Wasser, um eine Modellrechnung. Bei Rindfleisch geht dabei der auf die Futterfläche niedergehende Regen in die Kalkulation ein. Von den ca. 15.000 Liter sind 93,5 % sich auf die Niederschläge zurück zu führen.
„Bei einem Schlachtgewicht von 410 kg und einer Mastdauer von 18 Monaten müsste der Jungbulle 6,15 Mio. Liter in seinem Leben saufen. Das ergibt bei 550 Lebenstagen 11.182 Liter pro Tag“ Eine astronomisch hohe Zahl, welche weit entfernt von der Realität ist. Eine ausgewachsene Kuh säuft täglich ca. 60 Liter!
Dazu kommt, dass die 15.000 L bzw. das Modell für den Wasserverbrauch länderspezifisch betrachtet wird.
„Für Brasilien weist das Standardwerk 19.488, für China 13.688, für Indien 16.547, für Russland 17.220, für Saudi-Arabien 23.900 und für die USA 14.191 Liter virtuelles Wasser für ein Kilo Rindfleisch aus. Der deutsche Wert beläuft sich auf 7.712, der für Äthiopien auf 34.182 Liter – eine enorme Spannweite! “
„ Von den 7.712 l/kg Rindfleisch entfallen 6.675 Liter auf grünes, 138 Liter auf blaues und 900 Liter auf graues Wasser.“
Die „15.000“ Liter werden gerne als schockierender „Fakt“ verbreitet. Das es am Ende hauptsächlich von Regenwasser handelt wird dabei nicht erwähnt.
Dabei wäre es gerade bei einem so wichtigen und begrenzten Gut essenziell die Tatsachen zu kennen.
https://blogagrar.de/landwirtschaft/das-wasser-und-das-liebe-vieh/
https://www.dialog-rindundschwein.de/faktencheck/grafiken.html